17.11.2019 - 80 Jahre Kriegsbeginn in Hintermeilingen
von Peter Gröschen
Zur Ausstellung „80 Jahre Kriegsbeginn in Hintermeilingen“ hatte der Hintermeilinger Geschichts- und Museumsverein am Volkstrauertag ins Dorfmuseum eingeladen. Der Termin war bewusst gewählt worden, da der Volkstrauertag die Menschen zu den Gedenkstätten der Kriege ruft. Acht Jahrzehnte nach Kriegsbeginn verblassen die Erinnerungen und die Zeitzeugen sterben aus. Allgemeine Filme und Dokumentationen zu den Kriegen gibt es viele. Ziel unserer Ausstellung war es, speziell an die gefallenen und vermissten Soldaten des 2. Weltkrieges aus Hintermeilingen und die gefallenen und vermissten Heimatvertrieben, deren Angehörigen nach Hintermeilingen gekommen waren, zu erinnern. Weit über 100 Personen folgten im Laufe des Sonntagnachmittages dieser Einladung.
Jeder dieser 46 Soldaten wurde auf großen DIN A3 Blättern auf speziellen Ausstellungstafeln dargestellt. Wenn vorhanden, wurde ein Bild und weiterhin die derzeit bekannten Daten des Soldaten, wie z.B. sein Sterbe-/ oder Vermisstenort, gezeigt. Hinzugefügt waren noch Bilder vom jeweiligen Soldatenfriedhof, dessen Beschreibung und die Anfahrtadresse. Auf einer großen Europakarte waren mit kleinen Aufklebern die Orte gekennzeichnet, an denen die Soldaten gefallen sind oder vermisst werden. Eine Original Schulwandkarte zeigte den Besuchern, wie den Schülern der Kriegsverlauf im Jahre 1943 erklärt wurde.
Nach der Begrüßung der zahlreichen Gäste durch den 1. Vorsitzenden des Vereins Peter Gröschen, nahm Frau Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender, ehemals Dozentin an der Universität Paderborn, die Eröffnung der Ausstellung vor. In ihrer Eröffnungsrede ging sie besonders auf die Themen des Fehlens der jungen Männer in der Dorfgemeinschaft und des Schweigen über den Krieg innerhalb der Familien ein. Sie sagte: “ Der Verlust der jungen Männer war entsetzlich und unersetzlich, für die Eltern, für die Geschwister, für die Freunde und Freundinnen. Sie fehlten im Gemeinschaftsleben des Dorfes. Und sie hinterließen eine Lücke, die nicht geschlossen werden konnte. Sie fehlten als junge Männer, als zukünftige Ehemänner und spätere Väter. Sie konnten ihren Eltern nicht im Alter beistehen. Die gleichaltrigen jungen Frauen fanden dann oftmals keinen Ehemann, sie blieben in den folgenden konservativen Jahrzehnten „Fräuleins“, ohne die damals so wichtige Anerkennung als Ehefrau und Mutter.
Ich erinnere mich, dass in vielen Wohnungen und Häusern, die ich als Kind und Jugendliche besuchte eine unerklärliche schwere Stille, manchmal sogar Kälte vorhanden war. Es fehlte eine Wärme, und ich konnte mir nie erklären, warum sie nicht da war. Es lag in den Atmosphären, auch meine Großeltern haben nie mit mir über diese Ereignisse gesprochen, weder über den 1. Weltkrieg noch über den folgenden. Meine Mutter und meine Tante erzählte einiges, wenn auch sehr selten, über unseren gefallenen Onkel Berthold. Mein Bruder wurde nach ihm benannt, eine übliche Sitte nach dem Krieg, meine Großmutter sollte dadurch getröstet werden“. Weiterhin führte sie aus: „ Das Ehepaar Gröschen und ich haben uns in Moskau kennengelernt, auf einer Reise des Volksbundes zu dem großen Soldatenfriedhof in Rshew, einer Region, in der eine der blutigsten Schlachten des 2. Weltkrieges zwischen 1942-1943 stattfand. Auf diesem Friedhof ruhen auch die Überreste von einigen Soldaten aus Hintermeilingen, so auch die von meinem Onkel Berthold May, der im Alter von 18 Jahren in der Nähe von Rshew am 1. August 1942 fiel. Ebenfalls ruht dort ein Onkel der Ehefrau von Peter Gröschen.“
Elisabeth Gerz-Pagels hatte als Ergänzung zur Ausstellung eine Broschüre die „Trauerenden Eltern“ mit Informationen zu den Skulpturen von Käthe Kollwitz und Erinnerungen sowie ihre Gedanken zu diesem Thema erstellt. Kopien der Skulpturen stehen auf dem Soldatenfriedhof in Rshew. Aus dieser Broschüre trug sie den Anwesenden ein einfühlsames eigenes Gedicht „Die trauernden Eltern“ vor.
Im Anschluss bedankte sich der 1. Vorsitzende bei allen die mitgeholfen haben, dass die Ausstellung zu Stande gekommen ist.
Aufgrund der vielen Nachfragen zur Ausstellung soll ein weiterer Ausstellungstermin erfolgen. Dieser wird rechtzeitig in den Waldbrunner Nachrichten bekannt gegeben.
Im Laufe der Ausstellung konnte der 1. Vorsitzende neben den vielen Besuchern den Bürgermeister Peter Blum und den Ortsvorsteher Helmut Knapp, beide Mitglied im Verein, noch das 150. Mitglied des Vereins, Tatjana Hofmann aus Hintermeilingen besonders begrüßen. Tatjana Hofmann arbeitet im Familienzentrum in Hintermeilingen, zu dem der Verein ein besonders gutes Verhältnis hat. Gemeinsam führt der Verein mit dem Familienzentrum und dessen Kindern jedes Jahr bestimmte Aktionen durch. Dieses Jahr wurde unter Mithilfe von Tatjana den Kindern gezeigt, wie Butter hergestellt wurde.