20.05.2013 - 6. geschichtliche Wanderung
von Stefan Dietl-Stokuca
Wie in den vergangenen Jahren fand auch in diesem Jahr die geschichtliche Wanderung des Hintermeilinger Geschichts- und Museumsvereins statt. Die sechste ihrer Art.
Trotz weniger schönem Wetter fanden sich ca. 2 Dutzend geschichtlich Interessierte vor dem im Aufbau befindlichen Dorfmuseum „Altes Rathaus“ ein. Ging es im letzten Jahr zu den Hinterlassenschaften der Bergleute im Breitlenoher Wald, so ging es diesmal zu den Hinterlassenschaften, aber auch zu dem aktiven Teil, der Tonarbeiter in den Tongruben von Hintermeilingen.
Wie auch in den Jahren zuvor hatte Peter Gröschen, 1. Vorsitzender des Hintermeilinger Geschichts- und Museumsvereins, wieder einen informativen und interessanten Vortrag zur Entstehung und der Entwicklung der Tongruben in Hintermeilingen vorbereitet. So wusste er zu berichten, wie der Ton nach Hintermeilingen gekommen ist, und wie die Tongewinnung und der Abtransport erfolgte.
Der Tonabbau in Hintermeilingen ist der intensiven Suche nach Eisenerz, das man vor ca. 150 Jahren im Raume Beselich-Obertiefenbach fand und abbaute, zu verdanken. Bei Bodenuntersuchungen fand man im Gebiet „Moosacker" eine größere Tonlagerstätte. Es entwickelten sich zwei Tongruben, die im Tagebau betrieben wurden. Zum einen die Grube „Maria“ der Gebrüder Schmidt aus Hettenleidelheim in der Pfalz, Grubenleiter Heinrich Wolf aus Heckholzhausen und sein Vertreter Johann Rudersdorf aus Hintermeilingen. 1969 verkaufte der alleinige Besitzer Luitpold Schmidt die Grube an die Gailschen Tonwerke aus Gießen.
Zum anderen die Grube „Bawier II“ von den Rheinischen Schamott und Dinas Werke aus Siershahn. Der Abbau dieser Grube kam nach dem ersten Weltkrieg zum Erliegen und wurde 1930 von der Firma Theodor Neizert und Co. aus Bendorf am Rhein neu aufgenommen. Grubenleiter war Johann Jeuck aus Hintermeilingen, dem Jakob May ebenfalls aus Hintermeilingen, folgte.
Neben der aktiven Tongrube wurden auch die Anfänge des Tonabbaus aufgesucht, ein eingesungener Glockenschacht an der alten Herrstraße.
Neben der aktiven Tongrube wurden auch die Anfänge des Tonabbaus aufgesucht, ein eingesungener Glockenschacht an der alten Herrstraße.
Dort stieß auch der ehemalige Grubenleiter Heinz Gröschen zu den Wanderern. Er konnte in einem spontanen Vortrag viele interessante Geschichten und Begebenheiten aus seiner über 40-jährigen Tätigkeit in der Tongrube Maria berichten. Insbesondere konnte er auf die vielen Fragen zum Abbau und den arbeitstäglichen Gegebenheiten aus den früheren Jahren vor der Mechanisierung des Tonabbaus berichten. Die einfachen Arbeitsbedingungen, unter denen die damaligen Tonarbeiter ihren Lebensunterhalt für ihre Familien verdienen mussten, sind für viele von uns heute kaum noch vorstellbar. Trotzdem waren in guten Zeiten bis zu 40 Arbeiter, auch aus den umliegenden Ortschaften, in der Tongrube Maria beschäftigt. Mit folgender Geschichte beendete er seinen Vortrag. Es sei einmal vorgekommen, dass 12 voll beladene Rollwagen statt auf der Verladerampe im „Seelbacher Graben“ landeten. Schuld hieran sei der Steinbacher Markt gewesen. Es gehörte nämlich zur Tradition, das die Belegschaft ab Mittag geschlossen zum Steinbacher Markt ging. Um dazu rechtzeitig Feierabend machen zu können, wurde die Ladung zu schnell ins Tal zur Verladerampe an der Kerkerbacheisenbahn gefahren und landete im Graben. Für einige Arbeiter war damit der Markt gehalten.
Mit einem Applaus bedankten sich die Wanderer bei Heinz Gröschen für die interessanten Geschichten und Informationen.
Natürlich findet auch im nächsten Jahr wieder eine geschichtliche Wanderung statt, deren Ziel noch bekannt gegeben wird.
Der Vorstand des Hintermeilinger Geschichts- und Museumsverein bedankt sich bei allen für die rege Teilnahme und das entgegengebrachte Interesse. Besonderen Dank auch an den ehemaligen Grubenleiter Heinz Gröschen für die Einblicke in die Geschichte der Hintermeilinger Tongruben und den dortigen Tonabbau.