24.05.2015 - 8. geschichtliche Wanderung
von Stefan Dietl-Stokuca
Wie in den vergangenen Jahren fand auch in diesem Jahr die geschichtliche Wanderung des Hintermeilinger Geschichts- und Museumsvereins zum achten Mal statt.
Bei schönem Wanderwetter konnte der 1. Vorsitzende Peter Gröschen viele geschichtlich Interessierte vor dem im Aufbau befindlichen Dorfmuseum „Altes Rathaus“ begrüßen. Nach einem gemeinschaftlichen Foto der Wandergruppe am Brunnenplatz ging es in Richtung Lahr, zum letztjährlichen Ausgangspunkt der geschichtlichen Wanderung am Kapellchen „Fritze Fousfall“. Ging es von dort im letzten Jahr zur „linke Hälfte“ der Gemarkungsgrenzen von Hintermeilingen , so wurde dieses Jahr die „rechte Hälfte“ in Augenschein genommen.
Dort erläuterte das Mitglied Gerd Arnold den geschichtlichen Hintergrund zum Bau des Kapellchen „Fritze Fousfall“. Eine Mutter aus Lahr mit dem Dorfnamen „Fritze“, hatte gelobt ein Kapellchen zu bauen, wenn ihre Söhne wieder heil aus dem Krieg zurückkehren würden. All ihre 4 Söhne kehrten heil aus dem 1.Weltkrieg zurück und so ließ die Familie am „Malinger Kirchweg“ zum Dank dieses Kapellchen errichten.
Weiter ging es durch das „Hünsbachtal“ in Richtung Schlagmühle. Hier berichtet der 1. Vorsitzende etwas zur Geschichte der Schlagmühle und viel Interessantes über die früheren Bewohner dort. Der „Müller am Schlag“ so wurde in alten Urkunden der Müller genannt, der im Kerkerbachtal bis 1770 eine Getreidemühle betrieb. Daraus wurde im Laufe der Zeit die Bezeichnung für Ansiedlung „Schlagmühle“.
Auch von einem besonderen Eintrag im Kirchenbuch von Lahr in Bezug zur Schlagmühle konnte Peter Gröschen berichten. Dort heißt es „1678, den 20 September ist zu Lahr in der Pfarrkirche copuliert (verheiratet) worden der ehrliche Junggesell Jors (Johannes) Beer des ehrsamen Gallus Beer ehelichen Sohn mit der ehr- und tugendsamen jungfrawe Anna Ursula Größgens des ehrsamen Hans-Jörg Grösgens eheliche Tochter, zur Zeit Schul-/ und Kirchendiener in Lahr.“
Ebenfalls berichtete Peter Gröschen, dass in der Nähe der Schlagmühle Kalkstein abgebaut und in einem Brennofen zu Kalk gebrannt wurde. 1806 musste der Kalkbrenner Konrad Beer (Bär) Kalk für die napolonischen Besatzungstruppen brennen, der dann für den Aufbau der gesprengten Brücke über den Elbbach von Dorcheim nach Frickhofen verwendet wurde.
Weiter ging die Wanderung an der Gleisenburg vorbei, über den alten Bahndamm der Kerkerbacheisenbahn der die Grenze zum Staatswald und dem Waldstück „Dungersch“ (Privatwald Losen) bildet, bis zu den beiden alten Verladerampen der Hintermeilinger Tongruben. Hier wurde eine Rast eingelegt. Diese nutzte der 1. Vorsitzende um über den Freiherrn von Dungern zu berichten. So habe der Freiherr in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg riesige Ländereien im Weilburger Raum, und rund um sein von den Dungerns wenig bewohntes Schloß Dehrn, darunter den größten Teil der Gemarkungen Ahlbach und Offheim verkauft, um das Geld in Aktien anzulegen. Dieses, von schlechten Beratern inszenierte Geschäft fiel der Inflation zum Opfer. Millionenwerte waren über Nacht dahin. Das Waldstück am Gleisenberg verkaufte er an den Weinhändler Johannes Losen, daher ist es in den Karten immer noch als Privatwald Losen eingetragen, aber die Hintermeilinger nennen es immer noch „Dungersch.
Die Wanderung führte dann am Tongebiet entlang zur Jagdhütte unseres Vereinskollegen Lorenz Jeuck. Dort hatte das Versorgungsteam mit Jens Schäfer und Karl-Heinz Gröschen wie immer bestens für Speisen und Getränke gesorgt.
Hier ließen die Wanderer die geschichtliche Wanderung ruhig ausklingen.
Peter Gröschen