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27.05.2012 - 5. geschichtliche Wanderung

von Stefan Dietl-Stokuca

„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht gestalten“ - unter diesem Motto veranstaltete der Hintermeilinger Geschichts- und Museumsverein in den letzten Jahren mehrere historische Wanderungen. Die diesjährige Wanderung führte uns zu den Stellen im Breitenloher Wald (Bralee), wo unsere Vorfahren nach Erz gegraben haben.
35 geschichtlich interessierte Wanderer fanden sich nach der Sonntagsmesse am alten Rathaus ein. Als erstes ging es zum Brunnenplatz, der auf Initiative des Hintermeilinger Ortsbeirates mit Unterstützung der Ortsvereine und der Gemeinde, neu gestaltet wird. Hier erhielten die Wanderer Informationen über die Beteiligung des Hintermeilinger Geschichts- und Museumsvereins bei der Aufstellung des Raben, der Erstellung der Gedenktafel zur Erinnerung an die Kapelle und die Integration der Erinnerungstafel an den Umbau der Kapelle.
Weiter ging es über den Runkeler Weg zur alten Heerstraße. Dort wurde den Wanderern über die Entstehung und Nutzung der Heerstraße insbesondere zur Napoleonischen Zeit berichtet. Auch wurde die Geschichte rund um die Kosaken und den Kosakenberg in Hintermeilingen erläutert.

Im Heckwegerwald dann, etwas abseits vom Wege nach Obertiefenbach, steht unter herrlichen Bäumen ein altes, bemoostes Steinkreuz. Das „Hirse-Fritze-Kreuz“. Zu ihm zogen in früheren Jahren, besonders an Sonntagen im Mai, die Eltern und Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln. Dort, in andächtiger Stille, wurde dann die Geschichte vom Hirse- Fritz erzählt und die Kleinen hörten still und neugierig den Worten der Alten zu. Sehr unterschiedlich waren die Erzählungen und Beschreibungen über einen Mord, der im Jahr 1687, also vor über 300 Jahren, an dieser Stelle geschah.

Die Wanderer erfuhren nach einer gemütlichen Rast die Geschichte um den Hirse Fritz, wie sie Heinz Gröschen seinen Kindern erzählt und später dann auch aufgeschrieben hat. Zusätzlich wurden ihnen Informationen zur Herkunft, dem Anbau und der Verwendung der Hirse berichtet. Für viele war es neu zu hören, dass die Hirse besonders reich an Eiweiß und Fett ist und als heißer Brei gegessen werden muss. Deshalb auch der landläufige Ausdruck “Er geht drum herum wie um den Hirsebrei“. Für die Sportlichen unter den Wanderern hatte der 1. Vorsitzende dann noch das Rezept für einen Energietrunk parat. 
1 Becher Joghurt wird mit 1 Teelöffel Hirse, 1 Teelöffel Haferkörnern und 1 Teelöffel Glutaminsäuregranulat (in Apotheke erhältlich) vermischt und gut im Mund zerkaut gegessen.

Vorbei an der Streitwiese ging es weiter quer durch den Wald zum Schacht der Grube Niederstein. Dieser liegt heute mitten im Wald und ist für diejenigen, die den Weg dorthin nicht genau kennen, nur schwer zu finden. Der Schacht ist noch gut zu erkennen und in einer Tiefe von ca. 10 Metern mit einer Betonplatte verschlossen. Am Schacht erfuhren die Wanderer zahlreiche Informationen über das Erz (Roteisenstein), das hier gefördert und zu welchen Zwecken es verwendet wurde. Der Abbau von Roteisenstein, auch Rötel genannt, war einer der frühesten Bergbauaktivitäten der Menschheit; das Mineral wurde schon in ca. 80.000 Jahre alten Grabstätten gefunden. Rötel war ein wichtiges Farbmittel der Frühzeit. Schon in der Altsteinzeit wurde es für Höhlenmalereien und zur Körperbemalung eingesetzt.
Zum Abschluss der Wanderung begaben sich die Wanderer auf die Suche nach „Struwwels Weiher“. Dieser ist durch eine oberirdische Schürfung nach Erz entstanden. Wie in der Ankündigung versprochen, wurde dort das Geheimnis gelüftet, wie der Weiher zu seinem Namen kam. Erzählt wird, dass der Name von einem Selbstmörder aus Heckholzhausen stammt, der sich in dem Weiher ersäuft hat. Ob er nun Struwwel oder vielleicht Strobel hieß, ist nicht genau bekannt. In Heckholzhausen gibt es keinen Namen Struwwel mehr, jedoch den Namen Strobel. Wir wollen dieser Sache einmal nachgehen. Mit Struwwel wird bei uns im Dialekt auch der Umstand für Ärger und Durcheinander bezeichnet. Wir kennen auch den Begriff „Struwwelkobb“.

Der Abschluss konnte, wie auch im Jahr zuvor, bei bestem Wetter am Alten Rathaus in Hintermeilingen stattfinden. Für Speisen und Getränke war durch das Verpflegungsteam mit dem Schriftführer Karl-Heinz Gröschen und dem 2. Vorsitzenden Jens Schäfer bestens gesorgt.

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